Im Fokus: das WHO-Pandemieabkommen

Wie weit ist die Selbstbestimmung in Gesundheitsfragen verhandelbar?

Liebe ELIANT-Freundinnen, liebe ELIANT-Freunde,

Das Corona-Pandemiemanagement – global, national und regional – wurde zwar mehrheitlich von der Weltbevölkerung bejaht und unterstützt. Es hat aber auch eine Allianz von Medizin, Wissenschaft und Politik offengelegt und die weltweit vorangetriebenen Bestrebungen bewusst gemacht, die gesundheitspolitischen Strategien zu vereinheitlichen und im Rahmen der WHO zu standardisieren.

Die Instrumente für diese Planungen und Standardisierungen sind zum einen das Pandemie-Abkommen sowie das im Dezember 2021 eingesetzte internationale Verhandlungsgremium /INB, das die Vereinbarungen zur Stärkung der Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion ausarbeiten und aushandeln soll. Zum anderen sind es die in der medialen Öffentlichkeit weniger beachteten Verhandlungen zur Überarbeitung der Internationalen Gesundheitsvorschriften/IHR – International Health Regulations. Alle drei Verhandlungsinstrumente beruhen auf der Führung und im Konsens der Mitgliedstaaten. Die letzten Sitzungen der Ausschüsse vor der Abstimmung auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai finden Ende April und anfangs Mai 2024 statt. Dabei ist klar, dass die vorangetriebene Strategie der Pandemiebekämpfung eine Impfung auf breiter Basis vorsieht, wobei die Entscheidungen über die Verabreichung einschliesslich möglicher Sanktionen Ländersache bleiben soll. Von daher ist evident, dass sich die politischen Entscheidungsträger der Länder ausschliesslich auf die naturwissenschaftliche Sicht des Menschen fokussieren und das Impfparadigma zentral stellen. Das bedeutet aber auch, dass damit eine Denkweise zur globalen Autorität erhoben wird, die aufgrund ihrer Einseitigkeit der Lebensrealität und dem Wesen des individuellen Menschen nur sehr bedingt gerecht werden kann.

Individuelle Selbstbestimmung in Gesundheitsfragen braucht Unterstützung aus der Zivilgesellschaft!
Wer die online gestellten Dokumente rund um das Pandemieabkommen studiert, dem wird anhand so mancher Formulierung deutlich, in welchem Mass sich hier Ermessensspielräume und juristische Grauzonen für die Art der Auslegung und praktischen Umsetzung auftun. Da beruhigt es auch nicht, dass die Länder hierbei entgegen früherer Befürchtungen ihre Souveränität behalten. Denn das ist nicht gleichbedeutend damit, dass die Rechte ihrer Bürger auf Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit in Gesundheitsfragen respektiert werden. Hier braucht es das aktive Mitdenken und engagierte Reagieren der Zivilgesellschaft.

Meinungsfreiheit und Vielfalt gehören zum Fundament der Demokratie
Im Artikel 18 des Pandemie-Abkommens steht u.a. Die Vertragsparteien tauschen Informationen aus und arbeiten im Einklang mit dem innerstaatlichen Recht zusammen, um Fehlinformationen und Desinformationen zu verhindern, und bemühen sich, bewährte Verfahren zu entwickeln, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Krisenkommunikation zu erhöhen. Auch hier werden die Auslegungsspielräume deutlich – insbesondere bezüglich möglicher Einschränkung der Meinungsfreiheit auf Landesebene.

Methodenpluralismus und Therapiefreiheit sind demokratische Grundrechte
Bei aller Wertschätzung für die naturwissenschaftlich orientierte Medizin: Sie bedarf der Ergänzung durch die Einsichten und Erfahrungen aus der Gesundheitsforschung (Salutogenese) der modernen integrativen Medizin. Seele und Geist des Menschen sind ebenso real erlebbar in ihren Auswirkungen auf die Gesundheit wie ein gesundheitsfördernder Lebensstil und ausreichend körperliche Bewegung. Diese Aspekte kommen jedoch in den laufenden Verhandlungen der internationalen Staatengemeinschaft nicht zum Tragen.

Statt Angst und Polarisierung braucht es Vertrauen und Dialog
Wie destruktiv sich letztlich das gegenwärtig erlebbare Polarisierungspotential in der Gesellschaft auswirkt, ist evident. ELIANT setzt sich daher mit all seinen PartnerInnen dafür ein, wo immer möglich das Gespräch, die Beratung und den kritischen Dialog in Meetings und Konferenzen zu suchen – nicht nur mit den Autoritäten in Brüssel, sondern auch mit den Verantwortlichen in der WHO. Alle modernen Probleme und Herausforderungen sind menschengemacht und brauchen menschliches Engagement für konstruktive Lösungen.

So hat bereits ein gutes Jahrzehnt vor der Pandemie unser Allianzpartner Internationale Vereinigung anthroposophischer Ärztegesellschaften/IVAA damit begonnen, auf dem Gebiet der Ausbildung mit den entsprechenden Gremien der WHO in Zusammenarbeit zu kommen. Dieser Arbeitsprozess konnte am 28. März 2023 erfolgreich zum Abschluss gebracht werden durch die Publikation der Ausbildungsrichtlinien für anthroposophische Medizin in Form der sogenannten Benchmarks. Sie verbinden die vollkommene Lehrfreiheit für die anthroposophische Therapierichtung mit den international geltenden Standards guter Ausbildungsqualität der WHO. Das spielt in den Verhandlungen um die Anerkennung der Anthroposophischen Medizin in den aussereuropäischen Ländern eine wichtige Rolle, da sie dort noch weniger bekannt ist als in Europa. Die eigene Identität zu pflegen und zu schützen bei gleichzeitiger Bereitschaft, entgegengesetzte Ansichten nachzuvollziehen und ebenfalls gelten zu lassen – darauf wird es in den kommenden Jahren auf dem Gesundheitssektor primär ankommen.

In der Hoffnung, dass Sie sich auch weiterhin mit uns für diese Werte einsetzen, grüsst herzlich im Namen des ELIANT-Teams
Ihre Michaela Glöckler

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