Integrative Medizin – die kreative Medizin der Zukunft
Liebe Freunde,
60 bis 70% aller Patienten in Europa verwenden – mit und ohne Wissen Ihres Arztes naturheilkundliche Arzneimittel und Methoden aus der komplementären neben der konventionellen Behandlung (Allensbach Institut für Meinungsforschung, Naturheilmittel 2010). Eine britische Studie berichtet, dass naturheilkundliche Behandlungen sehr viel mehr dem entsprechen, was die Patienten sich unter einer effektiven Behandlung vorstellen. Sie fragen nach einer Kombination zwischen der
konventionellen und komplementären Behandlungsweise. Sie sind begeistert, wenn sie sich aktiv in den therapeutischen Prozess mit einbezogen erleben. Und sie wollen die Methodenkombination mit der konventionellen Medizin – insbesondere beim Vorliegen chronischer Erkrankungen – mit dem Arzt besprechen (Little CV, The School of Health & Socicial Care, 2009). Ein solches Vorgehen ist „integrativ“.
Die Grenzen der modernen Medizin und das neue Prozessverständnis
Die westlichen Gesundheitssysteme und ihre Medizin sind da unbestritten notwendig und gut, wo es um effiziente Diagnostik und symptomatische Therapie geht – d.h. wo man direkt akut am Ort des Geschehens behandeln kann. Aber das zugrunde liegende Biomedizinische Modell ermöglicht weder ein echtes Prozessverständnis, was alles auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene zusammen kommen muss, bis ein Mensch ernsthaft erkrankt. Noch gelingt dadurch die für die Gesundungsprozesse so notwendige Sinnorientierung. Auch fehlt die Handlungs- und Verständniskompetenz im Zusammenhang mit der Krankheitssituation. Die eigenen Erfahrungen im Umgang mit Gesundheit und Krankheit und die damit verbundenen Werte werden in der Gestaltung des therapeutischen Prozesses
viel zu selten berücksichtigt. Es müsste aber zu den wesentlichen Anliegen der Medizin und Gesundheitsförderung gehören, dass Patienten über ihre Möglichkeiten informiert und in den Gesundungsprozess aktiv mit einbezogen werden.
Der ko-kreativen Medizin gehört die Zukunft
Eine Großzahl von Patienten wünscht sich eine ganzheitlich-integrative, auf sie persönlich hin orientierte Behandlung. Sie erleben dadurch eine Stärkung ihrer Kompetenz im Umgang mit ihrer Situation. Es geht um „Heilung“, nicht nur um „Behandlung“. Zudem zeigt die gegenwärtige Weltlage mit der zunehmenden Radikalisierung, wie problematisch sich der Mangel an Integrationsvermögen auch im Sozialen auswirkt. Eine ausschließende und nicht integrative Denkweise muss früher oder später zu Defiziten führen – insbesondere im Sozialen, wo alles darauf ankommt, dass die gegenseitige Wahrnehmung und der Zusammenhang untereinander gelingen. Es kommt darauf an, dass der einzelne positive Lebenserfahrungen macht – auch im Umgang mit seiner Krankheit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2013 eine Strategie zur Integration von traditionellen Methoden in die Medizin weltweit proklamiert (WHO traditional medicine strategy: 2014-2023). Im Sinne einer Menschenzentrierten Medizin der Zukunft wird eine wie auch immer mögliche Einbeziehung traditioneller, unkonventioneller und komplementärer Methoden eingefordert.
Dazu brauchen wir aber ein unbefangenes und pragmatisches Verhältnis von Schul- und Komplementärmedizin; aktuell jedoch wird dies noch zu oft durch ideologisch geprägte Vorurteile auf beiden Seiten erschwert. Ärzte und Therapeuten aber sind nicht einer Ideologie, sondern ihren Patienten verpflichtet. ELIANT setzt sich dafür ein, dass dort, wo Patienten – und sei das noch so subjektiv – profitieren, Ärzte nicht wegschauen dürfen! Es sind die Patienten, die für solch eine ko-kreative Medizin der Zukunft die Integration der verschiedenen Methoden einfordern müssen. Ohne ein starkes Votum aus der Zivilgesellschaft wird sich diese neue Denk- und Sichtweise nicht durchsetzen.
Die Anthroposophische Medizin arbeitet seit ihrem Beginn 1921 konsequent in diese Richtung. Ihre Vertreter sind alle konventionell ausgebildet und zugleich der ganzheitlichen Betrachtungs- und Behandlungsweise verpflichtet im Sinne der integrativen Medizin.
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Ihre Michaela Glöckler