Wem gehört das Saatgut?

Bürger, Landwirte und Züchter von der Saatgutverordnung der EU herausgefordert.

Liebe ELIANT-Freunde,

aus Sicht der biodynamischen Züchter und Landwirte verhindert die geplante Saatgutverordnung der EU, dass Saatgut wie gefordert Allgemeingut ist und bleibt. Im gegenwärtigen (Rechts-) Bewusstsein wird Saatgut jedoch als Ware gedacht. Der jetzige Saatgutverordnungs-Entwurf bietet kaum Entwicklungsmöglichkeiten für nachhaltige Landwirtschaft und AgroBiodiversität.

Saatgut ist Allgemeingut

Am 22.1.2014 organisierten das Brüsseler EUVerbindungsbüro von Demeter International und ELIANT die Konferenz zur neuen EU-Saatgutverordnung mit Beteiligung der Allianzpartner IFOAM EU, ARCHE NOAH, ECO-PB, KulturSaat, Network Economy Group, Saat-Gut e.V., Réseau Semences Paysannes, Peliti und Brot für die Welt.

Nachfolgend einige Kernaussagen dieser Konferenz:

  • Saatgut ist ein öffentliches Gut.
  • Der EU-Saatgutverordnungs-Entwurf muss in einer breiten Öffentlichkeit mit ausreichend Zeit thematisiert werden. Interne Diskussionen zwischen Kommission, Europa-Parlament und Europäischem Rat reichen nicht aus.
  • Samenfeste Sorten, d.h. Sorten, welche – im Gegensatz zu den heute gängigen Hybridsorten – auch von Landwirten selbst vermehrt werden können, bedürfen eines fairen Marktzugangs.
  • Das Regelwerk muss daher den speziellen Anforderungen für Ökosorten angepasst werden, sodass auch nicht-professionelle Züchter auf Bio-Höfen sowie Saatgut-Konservierer ihre Arbeit in Freiheit fortführen können.
  • Zudem muss sich die Forschung zu einer „Systemzüchtung“ hin orientieren, an der sich neben Forschern und Züchtern auch die Landwirte und Bürger beteiligen können.

Fazit der Tagung

Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass sich NGOs und die Zivilgesellschaft aktiv in den Entscheidungsprozess einbringen. Dazu bedarf es einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit. Bitte helfen Sie mit, indem Sie diesen Newsletter in Ihrem Bekanntenkreis kommunizieren.

Für Oktober sind öffentliche Saatgut Festivals in mindestens 7 europäischen Hauptstädten vorgesehen. ELIANT wird die geplanten Aktivitäten veröffentlichen, sobald die Einzelheiten klar sind.

Entscheid des Europäischen Parlaments

Ein großer Erfolg war, dass das Europäische Parlament am 11. März 2014 den Entwurf der EU-Saatgutverordnung abgelehnt hat. Umso schwerer wiegt, dass die Kommission ihn dennoch nicht zurückgezogen hat – nun muss der Europäische Rat über das weitere Vorgehen entscheiden. Wenn er das Parlament stützt, ist der Entwurf der Saatgutverordnung vom Tisch. Wenn er den Entwurf zusammen mit der Kommission erweitert, beginnt die Diskussion von vorne. Darauf müssen wir uns vorbereiten und die Öffentlichkeitsarbeit verstärken.

Ausblick

Das generelle Bild der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) zeigt eine zu starke Dominanz und Förderung des Wettbewerbsgedankens, insbesondere auch beim Saatgut. Wir fordern die europäischen Bürger auf, sich mit uns gemeinsam für ein neues europäisches Agrarmodell einzusetzen, das auf Saatgut als Allgemeingut gründet und nachhaltige Qualität der Produkte und des Anbaus so wie die Biodiversität des Saatguts fördert.

Wir zählen auf Sie!
Für das ELIANT-Team
Dr. med. Michaela Glöckler und Susanna Küffer Heer