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Europäische Allianz von Initiativen
angewandter Anthroposophie

Salutogenese – Quellen der Selbstheilungskräfte

Gesundheit ist ein labiler Gleichgewichtszustand zwischen den Faktoren, die uns täglich kränken (Umweltbelastungen, Nahrungsmittelzusätze, Streit, Stress, Angst und Frustration) und den Aufbauvorgängen, die diesen Kränkungen heilend entgegenwirken und das Immunsystem stärken.

Die moderne Gesundheitsforschung und die von Aaron Antonovsky (1923 – 1994) begründete Salutogenese (salus = Gesundheit, genesis= Herkunft) zielen darauf ab diese Gesundheitspotenziale eingehend zu untersuchen und die Ergebnisse für die Praxis fruchtbar zu machen. Antonovsky verdanken wir dabei die Kenntnis des sogenannten Kohärenzgefühls und dessen Bedeutung für lebenslange Gesundheit. Er fand heraus, dass es letztlich von unserem Gefühls-und Gemütszustand abhängt, ob sich das sensible Gleichgewicht in Richtung Krankheit bewegt oder im gesunden Bereich einpendeln kann. So sind die gesündesten und stabilisierendsten Gefühle etwas zu verstehen (understandability), sinnvoll zu finden (meaningfullness) und fähig zu sein, es handhaben zu können (manageability).

Wer die Waldorfpädagogik kennt, bemerkt unmittelbar, dass in ihr die Bedingungen für die Entwicklung dieses dreifachen Kohärenzgefühls im Mittelpunkt stehen – obgleich diese Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht bekannt war.

Die Anthroposophische Medizin als integrativ medizinisches Konzept baut ebenfalls auf diesem salutogenetischen Fundament auf. Sie arbeitet mit fünf Therapieprinzipien:

  • Die schulmedizinischen Instrumente in Diagnostik und Therapie dienen der Erhaltung der physischen Konstitution, insbesondere in Lebensgefahr, im Zusammenhang mit Operationen und intensivmedizinischen Maßnahmen.
  • Die Anregungen der Selbstheilungs-und Lebenskräfte durch einen gesundheitsfördernden Lebensstil, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, die notwendige work/life balance und nicht zuletzt durch die stabilisierende Wirkung der Anthroposophischen Arzneimittel.
  • Auf seelischer Ebene wird der oben genannte Kohärenzsinn gefördert und insbesondere mit Bezug auf die eigene Biografie angewendet: wie lerne ich, meine biografische Signatur zu verstehen, meinem Leben einen Sinn zu geben und das Mögliche mit Freude zu tun?
  • Auf der Persönlichkeit-Ebene geht es um die Frage: wie entwickelt sich ein gesundes Identitätsgefühl und wie kann dies durch therapeutische Maßnahmen, insbesondere durch künstlerische Therapien, meditative Übungen und Eurythmietherapie, gestärkt werden.
  • Die fünfte Gesundheitsquelle betrifft die Frage nach der Weltanschauung. So merkwürdig dies auch erscheinen mag: ein einseitig materialistisches Weltbild, das die Herkunft des Menschen als Zufallsprodukt erklärt und die Entwicklung der Erde im Wärmetod enden lässt, ist nicht gesundheitsfördernd und identitätsstiftend. Auch die transhumanistischen Entwicklungsperspektiven mögen faszinierend sein, wirken aber nicht stabilisierend und orientierend auf Seele und Geist. Hier vertritt die Anthroposophie ein spirituelles Welt-und Menschenbild, das sich auf das menschliche Denken als das uns allen eigene spirituelle Vermögen stützt. Denn ohne das Denken wären uns verschiedene Weltanschauungen und Religionssysteme nicht zugänglich. Das Denken bildet aber auch die Brücke zwischen der Sinneserfahrung (von der wir Vorstellungen bilden) und einer unsichtbaren Seelen-und Geisteswelt, die wir nur mit philosophischen Begriffen, meditative Methoden bzw. einem imaginativ verstärkten Denken erfassen können. Wer sich selbst als übersinnliches, geistiges Wesen denken und erleben lernt, welches sich körperlich manifestiert, hat sich eine unerschöpfliche Gesundheitsquelle erschlossen.

Die integrativmedizinischen Konzepte arbeiten in unterschiedlicher Gewichtung mit diesen fünf grundlegenden diagnostisch-therapeutischen Erfahrungen. Die anthroposophisch orientierten Patientenorganisationen wie zum Beispiel «Gesundheit aktiv» in Deutschland leisten in diesem Kontext wertvolle Aufklärungsarbeit durch Projekte, Veranstaltungen und Publikationen.